Zusammenschlüsse und Modernisierungen

1955 bildete der Landesverband Schwaben eine Kommission, die den auf den 1. Januar 1956 geplanten Zusammenschluss mit dem Landesverband Südwürttemberg-Hohenzollern vorbereiten sollte. Als Vorsitzender war ein Vertreter aus Süd-Württemberg geplant, eine eventuelle Verlegung der Geschäftsstelle von Stuttgart nach Tübingen wurde in Betracht gezogen. Die Einigung zog sich aber länger als gedacht: Erst im Dezember 1956 erfolgte die Vermögensübertragung des Deutschen Jugendherbergswerkes, Landesverband Württemberg-Hohenzollern e.V. auf das Deutsche Jugendherbergswerk, Landesverband Schwaben e.V. und anschließend der endgültige Zusammenschluss zum 1. Januar 1957.
Die Geschäftsstelle befand sich zunächst in Tübingen; ein Antrag in der Mitgliederversammlung von 1957, die Geschäftsstelle wieder nach Stuttgart zu verlegen, fand zunächst wenig Zustimmung. 1958 beschloss die Mitgliederversammlung des vereinigten Landesverbandes Schwaben jedoch, dass der Vorsitzende die Geschäftsstelle nach Stuttgart verlegen dürfe, sobald es ihm, aufgrund seiner eigenen Versetzung dorthin, als zweckmäßig erscheinen würde – dies geschah noch im selben Jahr.

Die Herbergsregeln unterschieden sich 1956 noch nicht wesentlich von den Anfängen. Es wurden Arbeitsdienste verteilt und der spätere Vorsitzende des Landesverbandes Schwaben, Egbert Hans Müller, wurde als Jugendlicher 1952 von einem Herbergsvater gründlich ausgeschimpft, weil andere Gäste bis zur Kontrolle den gerade geputzten Waschraum schon wieder verdreckt hatten. Erst 1967 ist aus einer Dienstanweisung für den Landesverband Schwaben zu entnehmen, dass das nicht korrekte Putzen nicht mehr finanziell geahndet werden durfte: „sogenannte Schmutzgelder, für Gruppen, die nicht ordentlich putzen, dürfen nicht erhoben werde.“
Generell galt ein striktes Rauchverbot: „In Jugendherbergen raucht nur der Schornstein!“ – Genauso streng war die „Bettruhe 22.00 Uhr! Wer glaubt, diese für alle Jugendherbergen gültige Bestimmung nicht befolgen zu können, wird gebeten, in einem Gasthof Quartier zu nehmen. Denke dran: Auch Herbergseltern und ihre Mitarbeiter, die vom frühen Morgen bis zum späten Abend für Dich auf den Beinen sind, haben wohlbegründeten und gesetzlichen Anspruch auf eine ausreichenden Nachtruhe.“
Beide Regeln sollten noch lange Bestand haben und erst allmählich trat eine Lockerung ein: 1980 war die Schließzeit in der Jugendherberge in Tübingen offiziell um 22.00 Uhr und zusätzlich um 23.30 Uhr. Bald ließen die Herbergseltern aber durchgehend offen, wie Herbergsvater Manfred Sailer erklärte: „Wenn die eigenen Kinder nach Hause kamen, musste wir die draußen Wartenden ja sowieso mit einlassen…“
Sogar das Aufnahmeverbot für Motorradfahrer lockerte sich in den 1950ern langsam – sie wurden allerdings nachrangig aufgenommen. Familien erhielten schon zu dieser Zeit nach Möglichkeit ein Familienzimmer zum alleinigen Gebrauch.

Die Gestalt der Häuser änderte sich ebenfalls. In Baden waren die 1950er Jahre eine Zeit reger Bautätigkeit. Viele Städte erbauten eigenständig Jugendherbergen und stellten sie dem Verband zur Verfügung, so in Weinheim, Mannheim und Karlsruhe. Dazu baute der badische Verband Eigenheime in Eberbach, Mosbach und Heidelberg. In diesem Jahrzehnt entstanden auch die Jugendherbergen in Bruchsal, Pforzheim, Tauberbischofsheim und Krautheim. Im nächsten erfolgten Neu- und Umbauten in Forbach, Triberg, Wertheim, Dilsberg, Herrenwies und anderen Orten.
Bei den Neubauten in den 1950er Jahren gab es keine Massenschlaflager mehr. Das Achtbettzimmer wurde die Regel, der Leiter erhielt ein Einzelzimmer. Der Landesverband Baden versuchte darüber hinausgehend das Sechsbettzimmer mit einer Tisch- und Banknische in der vierten Ecke und einer Waschgelegenheit im Zimmer umzusetzen. Dazu kamen die Bereitstellung von Tagesräumen, Spielräumen und erweiterten sanitären Anlagen, sowie Duschräumen.

Der damalige Vorsitzende des Deutschen Jugendherbergswerkes, Georg Fahrbach, betonte 1958, dass die Jugendherbergen nicht länger nur Unterkünfte seien, sondern Gemeinschaftsstätten, wo man Gleichgesinnten begegnen und mit ihnen Gemeinschaft pflegen könne. In der Sprache der Zeit betont er auch den gesundheitsfördernden Charakter der Jugendherbergen: „Es ist richtiger und auch billiger, jetzt am rechten Ort Jugendherbergen zu bauen, als später überall Krankenhäuser! Und ich füge hinzu: Es ist besser, der heranwachsenden Jugend in sauberen Herbergen den rechten Sinn für das Leben zu vermitteln, als sie später in Gefängnissen und Zuchthäusern über ein verfehltes Leben nachdenken zu lassen.“

1959 erschien zum ersten Mal eine Karte, in der alle Jugendherbergen auf dem Gebiet Baden-Württembergs aufgeführt waren: Die Landesverbände Baden, Schwarzwald-Bodensee und Schwaben boten zusammen Jugendherbergen an 102 Standorten an.

Am 31. Juli 1958, im Jahr nach der Fusion der Verbände im östlichen Landesteil,  kam es zwischen den Landesverbänden Baden und Schwarzwald-Bodensee zu einem ersten Gespräch auf der Roten Lache. Das Ziel beider Verbände war wieder ein gemeinsamer Verband, der das ganze „Land Baden“ umfassen sollte.
Das Herbergsnetz des nordbadischen Verbandes war zu diesem Zeitpunkt vollständig – daher wollte Baden die Lücken im Netz des südbadischen Verbandes schließen. Der Vorsitzende des nordbadischen Verbandes, Franz Köbele, drängte darauf, den Nordschwarzwald sozusagen als Baugebiet überlassen zu bekommen. Er erhielt die grundsätzliche Genehmigung durch den südbadische Vorsitzenden, Karl Brachat, auf dem Territorium des Verbandes Schwarzwald-Bodensee Jugendherbergen zu errichten – die finanziellen und rechtlichen Fragen sollten noch geklärt werden.
In einer Vereinbarung von 1960 zwischen den Vorständen beider Verbände wurde festgelegt, dass die juristische und wirtschaftliche Einheit der beiden Landesverbände als ein Landesverband Baden oberste Priorität habe. Sie sollte sobald wie möglich erreicht werden, um einen wirtschaftlich und finanziell starken gesamtbadischen Verband zu schaffen. Sämtliche Bau- und Umbaumaßnahmen sollten von nun an gemeinsam entschieden werden.
Alleine 1963 musste der Landesverband Schwarzwald-Bodensee Anmeldungen für 242.000 Übernachtungen absagen, da die Bettennot innerhalb seines Gebietes immer größer wurde. Aus diesem Grund ging der nordbadischen Verband im selben Jahr mit dem Neubau der Jugendherberge Triberg auf dem Gebiet des Landesverbandes Schwarzwald-Bodensee erstmals für einen künftigen gemeinsamen badischen Verband in Vorleistung.

Obwohl der südbadische Vorsitzende, Karl Brachat, bereits 1963 an Franz Köbele freudig schrieb, dass man sich auf eine gemeinsame Satzung geeinigt habe, wurde um die noch offenen Fragen nach dem Sitz des Landesverbandes, nach dem Geschäftsführer und nach dem Zeitpunkt des Zusammenschlusses hart verhandelt. Im Dezember 1965 waren die Fronten dann verhärtet: Brachat wies in einem Schreiben die Schuld von sich, dass sein Verband die ausschließliche Schuld an der Verzögerung trage und zu hohe Forderungen stellen würde. Nach einer internen Notiz forderte Süd-Baden lediglich die Übernahme des südbadischen Geschäftsführers – die Geschäftsstelle war für Südbaden verhandelbar. Letztendlich einigte man sich auf vorübergehend zwei Geschäftsführer (Heinrich (Heinz) Weß und seinen nordbadischen Kollegen Willi Zipf) und den Sitz in Karlsruhe.
Warum dauerte der Zusammenschluss letztendlich so lange? Aus einem Schreiben Köbeles an Brachat vom Anfang des Jahres 1966 ist klar zu erkennen, dass ein großer Teil der Zeitverzögerung auf die Animositäten zwischen den Geschäftsführern Kastner und Weß zurück ging, während Kastners Nachfolger Willi Zipf und Weß zur Zusammenarbeit bereit waren.
Mit Wirkung zum 1. Januar 1967 beschlossen schließlich die Vertreterversammlungen des Landesverbandes Baden und des Landesverbandes Schwarzwald-Bodensee am 3. Dezember 1966 in der Jugendherberge Schloss Ortenberg die Wiedervereinigung zum „Deutschen Jugendherbergswerk, Landesverband Baden e.V.“ mit Sitz in Karlsruhe. Pünktlich am 28. Dezember 1966 wurde dafür die Vermögensübertragung des Verbandes Schwarzwald-Bodensee auf den Landesverband Baden notariell beglaubigt.